Die Zeit drängt!

Gesellschaft und Sozialsysteme stehen in den kommenden Jahren vor extremen Herausforderungen. Mit dem Eintritt der Babyboomer ins Rentenalter sinkt die Zahl der Erwerbstätigen. Gleichzeitig steigt die Anzahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. Für deren Betreuung fehlt es an adäquatem und bezahlbarem Wohnraum.

Laut einer aktuellen Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt es in Deutschland aktuell nur 560.000 barrierearme Wohnungen, denen 18 Millionen Menschen über 65 Jahre gegenüberstehen. Und die Lage wird nicht besser – bereits 2040 werden es 23 Millionen Ältere sein. Rund 33 Prozent dieser Menschen wohnen allein. Oftmals in viel zu großen Wohnungen, die durch Schwellen, Stufen und wenig Bewegungsfreiraum unfallanfällig sind. Ein Umzug wird im hohen Alter und mit abnehmender Mobilität immer herausfordernder für die Betroffenen. Altbekannte Probleme, für die es – obwohl ältere Menschen schon längst Akteure auf dem Immobilienmarkt sind – bislang keine Lösung gibt. Denn der für die kommenden Jahre dringend benötigte Zubau an geeignetem Wohnraum ist schlichtweg nicht in Sicht. Der plötzliche Stopp der KfW-Förderung, die steigenden Bauzinsen sowie die Explosion der Materialkosten verschärfen diese Situation. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist der Koalitionsvertrag der Ampelregierung, der Wohnraum proklamiert und ein neues Referat geschaffen hat.

Quartier als eine Lösung

Ältere Menschen brauchen adäquaten und bezahlbaren Wohnraum, eine gute Grundversorgung in unmittelbarer Nähe, Betreuungsmöglichkeiten, soziale Infrastruktur und Dienstleistungen. Gut kombinieren lässt sich das innerhalb eines Quartiers mit unterschiedlichen Bewohnern. Ein weiterer Ansatz integriert Seniorenwohnen in die Sozialbauförderung. Er weist Sondernutzungen für Seniorenwohnen aus, um im Wettbewerb mit anderen Wohnnutzungsarten eine Chance auf Umsetzung zu haben. Durch vernetzte ambulante Quartiersversorgungen ließen sich Wegzeiten reduzieren und die vollstationäre Pflege finanziell und personell entlasten.

TERRANUS Podiumsdiskussion auf der Expo Real

Zu diesem Thema initiiert TERRANUS als Auftaktveranstaltung der Expo Real eine Podiumsdiskussion (04.10.2022, 15:00 bis 16:30 Uhr, Halle A1, Stand A1.440). An der von TERRANUS-Aufsichtsratsvorsitzenden Carsten Brinkmann moderierten Runde nehmen Gäste aus der Immobilien- und Wohnungswirtschaft sowie aus Verbänden und der Politik teil:

• Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
• Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender Vonovia SE
• Verena Dietl, Bürgermeisterin Landeshauptstadt München
• Martin Dornieden, Landesvorsitzender BFW
• Maria-Teresa Dreo Tempsch, Marktvorständin Berlin Hyp AG
• Dr. Thomas Hain, Geschäftsführer Nassauische Heimstätte | Wohnstadt
• Prof. Dr. Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung
• Sybille Wegerich, Vorständin Bauverein AG Darmstadt

Im nachfolgenden Kurzinterview erklärt Carsten Brinkmann, warum er dieses Thema für die Gesprächsrunde gewählt hat, was er sich davon erhofft und was gebraucht wird, um in den kommenden Jahren bezahlbaren Wohnraum für Senior:innen zu schaffen.

Herr Brinkmann, warum haben Sie das Thema „Konsequentes Handeln gegen Wohnraummangel: bedarfsgerechter, bezahlbarer Wohnraum für Senior:innen“ für Ihre Gesprächsrunde gewählt?

Senior:innen werden zur Normalität, und obwohl die Alterung der Gesellschaft seit Jahrzenten bekannt ist, scheint dies im gesellschaftlichen und politischen Bewusstsein noch nicht angekommen zu sein. Wir alle – ob Jung oder Alt – müssen uns dieses Themas annehmen und es aus der Nische herausholen. Schließlich geht es um unser aller Zukunft.

Wollen Sie mit der Gesprächsrunde die Messebesucher wachrütteln?

Das Thema ist von hoher Brisanz, denn älter werden ist kein individuelles Schicksal. Wir haben die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die strukturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Es existiert eine Art Gesellschaftsvertrag, nach dem wir nicht nur die Verantwortung für die nachkommende, sondern auch für die ältere Generation tragen. Wenn wir die Herausforderungen jetzt nicht entschlossen angehen, wird die heutige 50plus-Generation massive Versorgungsengpässe spüren, die die nachfolgenden Generationen nicht mehr beheben können.

Ihre Einschätzung: Wird sich bei dem Thema „Bezahlbarer Wohnraum für Senior:innen“ in den kommenden Jahren etwas ändern? Ist allen Beteiligten die Dringlichkeit des Themas klar?

Nein, denn es scheint der Eindruck weit verbreitet zu sein, Senior:innen seien mit Wohnraum gut versorgt und würden ab einem „gewissen Alter“ nicht mehr umziehen. Das stimmt schon heute nicht mehr und in der Zukunft noch weniger.

Was braucht es, damit mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen kann?

Klare politische und städtebauliche Vorgaben mit verlässlichen Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und Auflagen sowie mehr gesellschaftlichen und politischen Umsetzungswillen. Gesonderte Nutzungsgebiete innerhalb von Stadtteillagen, die Aufnahme oder Anrechnung von bezahlbaren Seniorenwohnungen in die Sozialquote und die gezielte Förderung könnten als wesentliche Beschleuniger dienen.

Wer sind die Treiber des Wandels?

Besonders größere Bestandshalter können einen großen Beitrag leisten und Vorbild sein, indem sie vorangehen und proaktiv Alternativen anbieten. Die Ampelregierung in Berlin hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Sie hat ein neues Referat etabliert und damit alles in der Hand, um die Planungen umzusetzen. Das Quartier ist hier ein Ausweg. Wir dürfen einzelne Immobilien nicht mehr als Insellösung betrachten, sondern müssen die verschiedenen Akteure im Quartier stärker vernetzen.

Denken wir fünf Jahre weiter: Wie wird Ihrer Meinung nach dann der Wohnungsmarkt für Senior:innen aussehen?

Ich bin bei den derzeitigen Rahmenbedingungen nur verhalten optimistisch, dass bis dahin viel umgesetzt wird, vor allem, da der zeitliche Vorlauf beim Bauen enorm ist. Dies ist allen Beteiligten bekannt, und wir sollten sehr zeitnah und entschlossen in die Umsetzung gehen.

Was sind die dringendsten Probleme, die es zu lösen gilt?

Aufgrund des zu geringen Angebots, der rückläufigen Bevölkerung, weniger Beitragszahler und des kollabierenden Sozialsystems müssen alle Marktteilnehmer übergreifend zusammenarbeiten. Denn die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen wird in den kommenden 15 Jahren dramatisch zurückgehen, sodass wir die wachsende Zahl älter Menschen weder finanziell noch personell adäquat betreuen werden können. Die Zeit drängt!

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