Zukunftssicherung Pflege: Lehren aus der Krise

Die Gesundheitsbranche steckt in einer Krise, die viele Betreiber von Pflegeheimen und -diensten an ihre Grenzen und darüber hinausbringt. TERRANUS betrachtet diese Entwicklung mit großer Sorge und hat die Ursachen genauer hinterfragt. Dabei zeichnet sich ein komplexes Geflecht verschiedener Faktoren ab, die zu dieser Situation beitragen. Neben der anstehenden Modernisierung der Branche ist die Kostenentwicklung der größte Treiber.

Pflege unter Druck: Energie-, Sach- und Personalkosten explodieren, die Inflation treibt die Betriebskosten exponentiell in die Höhe. Gleichzeitig leidet die Branche unter Personalengpässen, sodass Pflegeplätze und mitunter ganze Etagen nicht belegt werden können. Die Kombination aus hohen Kosten und Fachkräftemangel führt zu Finanzierungslücken, die das Überleben der Betreiber gefährden. Denn während die Ausgaben kontinuierlich steigen, wachsen die Einnahmen nicht in gleichem Maße. So stagnieren die Erlöse der Betreiber aufgrund monatelang verzögerter oder ausbleibender Pflegesatz- und Punktwertverhandlungen. Viele Träger warten auf finanzielle Nachbesserungen, doch die Kostenträger sind mit der Vielzahl der Erhöhungsanträge überfordert oder setzen die gesetzlichen Vorgaben nicht um. „Die Pflegefinanzierung muss grundlegend überarbeitet sowie die Vergütung realitätsgerecht kalkuliert und an die steigenden Kosten angepasst werden“, fordert TERRANUS-Aufsichtsrats-vorsitzender Carsten Brinkmann. „Nur so können wir wirtschaftliche Stabilität erreichen und die Versorgung gewährleisten.“

Einrichtungen in der finanziellen Klemme

Damit befinden sich die Pflegeeinrichtungen in einem echten Dilemma, zumal sie nicht nur mit allgemeinen Kostensteigerungen, sondern auch mit Mindest- bzw. Tariflöhnen konfrontiert sind. In Zeiten moderater Inflation und hoher Auslastung mögen die Vergütungen der Pflegeheime bisher auskömmlich gewesen sein. Doch nun trifft der Fachkräftemangel die Einrichtungen bis ins Mark. Der Hintergrund: Für nicht belegte Betten aufgrund fehlender Mitarbeitenden können keine Investitionskosten abgerechnet werden, die zur Refinanzierung der Mieten bzw. des Kapitaldienstes sowie Instandhaltung und Instandsetzung der Immobilie benötigt werden. „Dieses strukturelle Problem in der Pflegefinanzierung gibt es schon lange“, betont Carsten Brinkmann. „Vor der Corona-Pandemie lag die Auslastung der Pflegeheime bundesweit bei gut 90 Prozent, durch den Personalmangel ist sie auf unter 85 Prozent gesunken.“ Die finanzielle Schieflage vieler Pflegeeinrichtungen scheint damit systemisch und unausweichlich.

Problem lange Zeit ignoriert

Die Möglichkeit, Kostensteigerungen durch Preisanpassungen zu kompensieren, ist für Pflegeeinrichtungen nur begrenzt gegeben. Die Verhandlungen der Heimbetreiber mit den Pflegekassen und Sozialhilfeträgern gestalten sich – anders als bei Unternehmen auf freien Märkten – aufgrund knapper Ressourcen schwierig. In der Folge steigen die Pflegesätze nur langsam und bleiben hinter der tatsächlichen Kostenentwicklung zurück. Die Folge sind Angebotsverknappung und Versorgungsengpässe. „Das bestehende System ist unterfinanziert, und die Politik hat das Problem bisher weitgehend ignoriert, um den sozialen Frieden zu wahren und auch, um die Sozialbeiträge unter der 40-Prozent-Marke zu halten“, so der TERRANUS-Aufsichtsratsvorsitzende.

Konsequente Verfolgung neuer Lösungsansätze

Trotz der aktuellen Situation und der Insolvenzen zeigt sich die Pflegebranche jedoch widerstandsfähiger als Unternehmen in vielen anderen Branchen. Dazu trägt vor allem die enorm steigende Nachfrage an Betreuungs- und Pflegeleistungen in einer alternden Gesellschaft bei.

Dennoch bedarf es einer Neuausrichtung der Pflegepolitik und umfassender Reformen, um die langfristige Stabilität der Pflegeversorgung zu sichern. Alternative Finanzierungsmodelle wie eine generationengerechte, das heißt, eine solidarische und nachhaltige Finanzierung, bei der sowohl die heutige als auch zukünftige Generationen zur Sicherung und langfristigen Stabilität der Pflege beitragen, könnten ein Lösungsansatz sein. Auch eine kapitalgedeckte private Vorsorge mit steuerlichen Anreizen wie bei den Lebensversicherungen, von denen es in Deutschland über 100 Millionen gibt, wäre denkbar. Darüber hinaus könnten steuerliche Zuschüsse des Bundes Finanzierungslücken, ähnlich wie bei der Rentenversicherung, schließen und Pflegeeinrichtungen nachhaltig unterstützen. Ohne Alternative ist die Anpassung der Investitionskosten an die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten.

Fakt ist: Es ist fünf nach zwölf und es besteht dringender pflegepolitischer Handlungsbedarf, um die flächendeckende Versorgungssicherheit nicht weiter zu gefährden!

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