Pflegeheime: Kompass gegen Kollaps

Wie entwickelt sich der Pflegeplatzbedarf in Deutschlands Metropolen bis 2040? Wie groß die Engpässe bei der Versorgungsstruktur und professionellem Pflegepersonal wirklich sind, zeigt erstmals der neue TERRANUS Bedarfskompass. Zum Start für Berlin und Hamburg, sukzessive folgen weitere Großstädte.

Wie entwickelt sich der Pflegeplatzbedarf in Deutschlands Metropolen bis 2040? Wie groß die Engpässe bei der Versorgungsstruktur und professionellem Pflegepersonal wirklich sind, zeigt erstmals der neue TERRANUS Bedarfskompass. Zum Start für Berlin und Hamburg, sukzessive folgen weitere Großstädte.

Sucht man aktuell einen stationären Pflegeplatz in einer deutschen Großstadt, wird es eng. Endlose Wartelisten oder gar völlige Aufnahmestopps wegen fehlender Fachkräfte sind heute schon Alltag. Zudem bremst die Politik Investitionen in den Pflegeheim-Neubau immer wieder aus: Sei es mit Märchen von vermeintlich zweistelligen Renditen oder investitionsunfreundlich gestalteten Regeln und Gesetzen. Ändert sich dies nicht, wird sich die Lage in den nächsten 5 bis 20 Jahren dramatisch verschlechtern.

Pflegeplatzbedarf bis 2040: Analyse Stadt für Stadt

„Genau hier setzt der neue Bedarfskompass an“, erklärt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu, „denn in einigen Städten und Stadtbezirken gibt es noch weitaus alarmierende Entwicklungen.“ Wo Investitionen in bauliche Infrastruktur und professionelles Pflegepersonal besonders dringend benötigt werden, zeigt der TERRANUS Bedarfskompass künftig für zehn deutsche Metropolen und Ballungszentren. Zum Start für Berlin und Hamburg, weitere Städte folgen in den kommenden Monaten.

Aus der Analyse zahlreicher Daten wie die tatsächliche Auslastung verfügbarer Pflegeplätze, der Anteil an Mehrbettzimmern, die Bevölkerungsentwicklung sowie der Kaufkraftindex ermittelt der Kompass den Bedarf an zusätzlichen Pflegeplätzen. Und das teilweise bis auf einzelne Stadtbezirke genau. „Am Stadtrand und in der Stadtmitte unterscheidet sich die Auslastung der Pflegeheime oft erheblich“, erläutert Markus Bienentreu, „ je nachdem wie alt die dort lebende Bevölkerung ist.“

Berlin wirkt jünger als es ist

Dies wird besonders deutlich am Beispiel von Berlin. Während es in den jüngeren Stadteilen wie Mitte, Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Friedrichshain noch genügend Pflegeplätze gibt, sieht es in Tempelhof, Marzahn oder Köpenick ganz anders aus: Hier liegt die Auslastung der Pflegeheime schon jetzt bei über 90 Prozent.

Auch insgesamt ist der durchschnittliche Hauptstadtbewohner mit knapp 43 Jahren eher älter. Vor allem die Zahl der über 80-Jährigen wird zwischen 2020 und 2040 erheblich steigen, laut Statistischem Bundesamt um rund 50 Prozent – bei den über 65-Jährigen sind es rund 35 Prozent. Die Prognose: Bei einem Versorgungsgrad von linear 4,84 Prozent braucht Berlin bis 2040 rund 11.510 zusätzliche Pflegeplätze.

Hamburg steht auf „Rot“

Der Generationenwechsel in der Hansestadt lässt zwar etwas länger auf sich warten, dafür hat er umso heftigere Auswirkungen. Vor allem ab 2030 nimmt der Anteil der älteren Bevölkerung dann schnell zu: Innerhalb von nur zehn Jahren wird die Zahl der über 65-Jährigen um etwa 20 Prozent steigen, wodurch der Stadtstaat Investitionen in mehr als 4.000 neue Pflegeplätze benötigt – die Renovierung veralteter Einrichtungen nicht einberechnet.

„Deutschlands Pflegeheime stoßen an ihre Grenzen und das ist leider keine neue Erkenntnis“, sagt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu, „wir warnen seit Jahren, dass die Zahl der Pflegeplätze nicht linear zu der Zahl an stationär Pflegebedürftigen steigt. Es ist jetzt an der Zeit zu handeln.“ Fazit: Alle Verantwortlichen sollten angesichts dieser Prognose an einem Strang ziehen. Der neue TERRANUS Bedarfskompass dient hierzu als verlässliches Instrument für Politik, Pflegeheimbetreiber und Immobilieninvestoren.

 

 

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Rettungsschirm für Immobilienbesitzer

Mietausfall, Leerstand, mangelnder Cashflow: Droht dem Betreiber die Insolvenz, steht auch der Besitzer der Pflegeimmobilie unter Druck. „Exakt an diesem Punkt greift ein erfolgreiches Interimsmanagement“, erklärt Markus Bienentreu.

Mietausfall, Leerstand, mangelnder Cashflow: Droht dem Betreiber die Insolvenz, steht auch der Besitzer der Pflegeimmobilie unter Druck. „Exakt an diesem Punkt greift ein erfolgreiches Interimsmanagement“, erklärt Markus Bienentreu.

Mag das Ausfall-Risiko mit 0,54 Prozent auf den ersten Blick gering erscheinen, erklären dennoch Jahr für Jahr rund 80 der insgesamt 13.000 Pflegeheim-Betriebe ihre Zahlungsunfähigkeit. Rund zwei Prozent der analysierten Einrichtungen lagen zudem im „roten Bereich“, besaßen also eine erhöhte Insolvenzgefahr, so die Zahlen des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Zahlungsschwierigkeiten entstehen aber in der Regel schon weit vorher. Denn werden aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten Mieten nicht gezahlt, wird der Immobilieneigentümer zu einem unfreiwilligen „Kreditgeber“.

Neben dem reinen Mietausfall droht möglicherweise auch, dass die Kapitaldienstfähigkeit für laufende Kredite ins Wanken gerät. Modernisierungs- und Umbaukosten sowie Mittel für Ersatzbeschaffung von Inventar könnten zudem anfallen. Werden Instandhaltungen und Modernisierungen über einen längeren Zeitraum vernachlässigt droht ein Reputationsverlust, in dessen Folge sich die Auslastung verschlechtert – die Abwärtsspirale dreht sich weiter.

Risiko gegen Mietfreiheit

Wie lassen sich in einem solchen Krisenfall erhebliche Verluste erfolgreich vermeiden? Kommt der Pflegeimmobilien-Mieter seinen Verpflichtungen nicht mehr nach, sind die Möglichkeiten für den Investor beschränkt. Entweder man einigt sich mit dem zahlungsunwilligen oder -unfähigen Mieter auf eine Übergabe des Betriebs oder es kommt zur sogenannten feindlichen Übernahme. Letzteres steckt voller Tücken, selbst wenn der Eigentümer bereits einen Betreiber zur Hand hat, der den Betrieb übernehmen würde.

Denn bei einer feindlichen Übernahme kauft der Nachfolger die sprichwörtliche Katze im Sack. Er erhält keinerlei Einblick in den laufenden Betrieb – in Kostenstruktur, Belegungssituation und Pflegequalität. Noch zudem haftet er bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB für nicht gezahlte Mitarbeitergehälter, Sozialabgaben und Steuern des Altbetreibers. Ein solch kaum kalkulierbares Risiko kostet. In der Regel preist ein neuer Betreiber dies in Form von mietfreien Zeiten ein – die meist erhebliche Zeche für die Insolvenz zahlt also der Immobilienbesitzer.

Werterhalt durch Interimsmanagement

„Exakt hier greift ein erfolgreiches Interimsmanagement.“, erklärt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu. „Natürlich muss auch der Interimsmanager feindlich übernehmen. Von der ersten Stunde an aber kümmert er sich vor allem um die Stabilisierung des Betriebs, um das Vertrauen von Bewohnern wie Mitarbeiten und damit um den Werterhalt der Immobilie. Denn im Krisenfall herrscht vor allem Zeit- und Handlungsdruck.“ Als neuer, vom Eigentümer beauftragter Betreiber installiert er eine neue Betriebsgesellschaft (SPV als Auffanggesellschaft), die den Pflegebetrieb übernimmt und verhandelt Versorgungvertrag sowie eine Vergütungsvereinbarung neu. Parallel verschafft er sich einen Einblick in die operativen Probleme des bestehenden Betriebs, sichert die Belegung und beginnt mit der Optimierung des laufenden Pflegebetriebs.

Transparenz statt Einbußen

Dabei fallen für den Immobilieneigentümer zwar Kosten an, diese sind in der Regel aber deutlich geringer als die Abschläge (mietfreie Zeit, Modernisierungskostenzuschuss etc.), die ein dritter Betreiber bei der feindlichen Übernahme für die bestehenden Unwägbarkeiten vornehmen würde. „Ein Interimsmanager schafft Transparenz – so erhalten Investor und potentielle Übernehmer Einblick in die Geschäftsabläufe und können negative Überraschungen vermeiden. Das wirkt wie eine Versicherung gegen erhebliche Verluste“, so Markus Bienentreu. Liegen die Bücher offen, besteht Transparenz bei allen betriebswirtschaftlichen Zahlen und betrieblichen Abläufen. Somit existiert auch kein Grund mehr für mietfreie Zeiten oder andere Incentives auf Seiten des Übernehmers. Zudem verdient ein guter Interimsmanager zumindest einen Teil seiner Kosten über den Betrieb der Einrichtung.

Denn ausreichend belegte Pflegeheime mit gut strukturierten Abläufen sind gesuchte Objekte. Wird die Betriebsgesellschaft dann via Share Deal vom neuen Betreiber übernommen, werden auch die bestehenden Verträge (inklusive Versorgungsvertrag und Vergütungsvereinbarung) übernommen – eine solide Basis für den potenziellen Nachfolger. „Eine sichere Position für den Übernehmer und echter Rettungsschirm für den Eigentümer, der nicht mit Einbußen vermieten muss“, erklärt Bienentreu, „zudem eine große Erleichterung für Bewohner und Mitarbeiter. Das nennt man mit Recht eine Win-win-Situation!“

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Pflegeheime in NRW: „Voll belegt!“

Pflegebedürftige in der Warteschleife: Die meisten der 2.800 Einrichtungen in NRW erteilen bereits bis zu 10 Absagen pro Monat oder verhängen einen völligen Aufnahmestopp. „Höchste Zeit für Investitionen in den Pflegeheim-Neubau und genügend Fachkräfte“, erklärt Markus Bienentreu.

Pflegebedürftige in der Warteschleife: Die meisten der 2.800 Einrichtungen in NRW erteilen bereits bis zu 10 Absagen pro Monat oder verhängen einen völligen Aufnahmestopp. „Höchste Zeit für Investitionen in den Pflegeheim-Neubau und genügend Fachkräfte“, erklärt Markus Bienentreu.

Krise mit Ansage: Deutschlands Pflegeheime laufen voll. In Nordrhein-Westfalen vermelden die meisten der 2.800 Pflegeheime, dass sie voll belegt sind und wieder Wartelisten führen. Im Rhein-Kreis-Neuss etwa zeigte die von der Kommune eigens entwickelte Pflegefinder-App im März nur noch zwei freie Plätze an – und die auch nur für Frauen und ausschließlich im Zweibettzimmer. In Gelsenkirchen suchten Pflegebedürftige gar ein halbes Jahr nach einer Einrichtung, im Rhein-Erft-Kreis berichteten Angehörige, dass sie über 30 Pflegeheime abklapperten, um nach Monaten die schwer demenzkranke Tante unterzubringen.

„Die meisten Einrichtungen müssen inzwischen acht bis zehn Absagen pro Monat erteilen“, beklagt etwa Reinhard van Spankeren, Sprecher der Freien Wohlfahrtspflege in NRW gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Experten beobachten bereits einen regelrechten Pflegetourismus aus den Ballungsgebieten in ländliche Regionen. Eine weitere Folge der Platznot: In rund 80 Prozent der Kommunen herrscht eine eklatante oder drohende Unterversorgung bei den dringend benötigten Kurzzeitpflegeplätzen, so der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste bpa.

Platz schaffen, Investitionen fördern

„Die Krise war abzusehen, seit Jahren prognostizieren wir den steigenden Bedarf“, erklärt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu, „wir benötigen dringend hohe Investitionssummen in den Pflegeheim-Neubau, also privates Kapital.“ Und das steht durchaus bereit, denn der Markt für Pflegeimmobilien bleibt aufgrund der demografischen Entwicklung über Jahrzehnte hinweg ein echter Wachstumsmarkt.

„Wer aber Investitionen wünscht, muss die Regeln auch investitionsfreundlich gestalten“, fordert Markus Bienentreu von der Politik. Das beginnt bei der Bereitstellung geeigneter Grundstücke reicht über verlässliche und auskömmliche Refinanzierungsmöglichkeiten bis hin zu Bauvorschriften. „Wenig dienlich ist dabei eine öffentliche Debatte, die mit abstrusen Renditen und viel Unkenntnis Stimmung gegen Unternehmen im Pflegemarkt macht.“ Warum dies mit der Realität engagierter Betreiber und Investoren wenig zu tun hat, erklärt der TERRANUS Branchenmonitor 2019.

Aufnahmestopp trotz freier Betten

Richtig brisant wird der bauliche Pflegenotstand noch durch den Fachkräftemangel. So werden aufgrund des Personalmangels immer häufiger Aufnahmestopps ausgesprochen. Da wird beispielsweise eine gesamte Etage in einem Pflegeheim schlicht nicht belegt, weil die offenen Stellen für Pflegekräfte über Monate nicht zu besetzen sind und die gesetzlich vorgeschriebene Fachkraftquote von 50 Prozent nicht zu gewährleisten ist. Die Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Pflegeeinrichtungen werden dadurch deutlich beschränkt. Benötigt man kurzfristig einen Pflegeplatz, muss man praktisch nehmen, was gerade frei ist.

Und das Problem wird sich weiter verschärfen. Fehlen heute insgesamt 50.000 Fachkräfte deutschlandweit, so werden es laut Statistischem Bundesamt bereits 2025 rund 200.000 sein. „Ob Ausbildungs- oder Qualifizierungsoffensiven, ob zügige Anerkennungsverfahren für ausländische Pfleger, Digitalisierung oder einen differenzierteren Personaleinsatz – in allen Bereichen wird ein rascher und entschlossener Ausbau notwendig sein, wenn wir Rationierung und Wartelisten vermeiden wollen“, sagt Markus Bienentreu.

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Generation 65+: Die Mietfalle

In Deutschlands Städten mangelt es an seniorengerechten und bezahlbaren Wohnkonzepten. Daher verharrt die Generation 65+ in alten Mietverhältnissen und wechselt zu spät, oft erst wenn Stürze und Erkrankungen dazu zwingen. „Das ist weder gesellschaftlich noch menschlich erstrebenswert“, meint Carsten Brinkmann.

In Deutschlands Städten mangelt es an seniorengerechten und bezahlbaren Wohnkonzepten. Daher verharrt die Generation 65+ in alten Mietverhältnissen und wechselt zu spät, oft erst wenn Stürze und Erkrankungen dazu zwingen. „Das ist weder gesellschaftlich noch menschlich erstrebenswert“, meint Carsten Brinkmann.

TERRANUS Wissenswert Generation 65+ Wohnkonzepte

Große Wohnung, kleine Rente: Die Mieten in deutschen Großstädten steigen kontinuierlich, ein Ende ist kaum abzusehen, insbesondere bei Neuvermietungen wird es teuer. Ein Grund dafür, dass viele ältere Menschen einen Umzug meiden und stattdessen in zu großen Wohnungen mit vielen Treppen verweilen. Selbst, wenn sie umziehen möchten, stehen deutlich weniger altersgerechte Wohnungen zu Verfügung als benötigt.

Das bedeutet auch, dass viele ältere Menschen mangels Alternativen von der großen Wohnung oder dem Eigenheim direkt ins Pflegeheim wechseln. Und das obwohl sie, so die jüngste Studie des Pestel-Instituts für Systemforschung in Hannover, in einer altersgerechten Umgebung durchschnittlich noch Jahre selbstständig leben könnten.

Mehr Mut zum Experiment: Neue Quartiere mit Pflegebüros entwickeln

„Das ist weder gesellschaftlich noch menschlich sinnvoll, und es wäre deutlich mehr möglich“, erklärt Carsten Brinkmann, Aufsichtsratsvorsitzender von TERRANUS. „Wir könnten mit einer an der Demografie orientierten Quartiersentwicklung und altersgerechten Assistenzsystemen (AAL) die Lebensqualität und das Wohnen älterer Menschen verbessern. Vorausgesetzt, es gelingt uns als Gesellschaft, eine entsprechende Versorgungs- und Infrastruktur aufzubauen.“ Dazu zählen etwa Pflegebüros inmitten des Quartiers, wo virtuelle aber auch persönliche Informationen zusammenfließen. Vertraute Ansprechpartner, die dank technischer Unterstützung mehr Zeit für menschliche Nähe haben, die alle Dienstleistungen wie etwa Haushaltshilfen und Hausmeister koordinieren und zudem als „Kümmerer“ für ältere Menschen bereitstehen.

Im besten Fall bilden sie ein Zentrum für kulturelle Veranstaltungen und Gemeinschaftserlebnisse, um eine Vereinsamung zu verhindern. Das Internet of Things (IoT) könnte zudem den Alltag sicherer gestalten. Smarte, miteinander vernetzte Geräte ermöglichen es älteren Menschen, ein weitgehend selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen.

Graue Wohnungsnot: Infrastruktur für 24 Millionen Menschen in der Generation 65+

Ferner wird es höchste Zeit für neue Wohnformen und -konzepte, denn spätestens bis 2035 prognostiziert das Pestel-Institut eine massive „Graue Wohnungsnot“. Dann werden rund 24 Millionen Über-65-Jährige in Deutschland leben und auf der Suche nach adäquatem Wohnraum sein. „Doch die Entwicklung entsprechender Strukturen, die Nutzung von AAL und künstlicher Intelligenz und selbst der barrierefreie Wohnungsbau läuft schleppend“, sagt Carsten Brinkmann. „Bereits heute klafft eine große Lücke, aber die technischen und infrastrukturellen Möglichkeiten werden nicht einmal mitgedacht. Noch bauen wir Wohnungen für die Vergangenheit.“

Und selbst davon nach wie vor deutlich zu wenig, wie auch Ökonom Matthias Günther vom Pestel-Institut kritisiert. „Die Politik scheint daran bisher nicht wirklich etwas ändern zu wollen“, so Günther. 2018 wurden lediglich circa 300.000 neue Wohnungen fertiggestellt, und das obwohl der Bedarf für alle Generationen laut Ifo-Institut insgesamt bei rund 400.000 Wohnungen pro Jahr liegt. „Bis die geburtenstarken Jahrgänge ab 2025 in Rente gehen, sollten Stadtplaner, Bundesregierung und der Wohnungsbau gemeinsam mit Technologie-Unternehmen neue Ideen entwickeln und umsetzen“, empfiehlt Carsten Brinkmann, „sonst gehen die heute Endfünfziger einer ungewissen Wohnungssituation entgegen.“

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Fakten-Check: Renditen im Pflegemarkt

Das Märchen von zweistelligen Gewinnen auf dem deutschen Pflegemarkt beherrscht die öffentliche Diskussion. Die Verwirrung ist groß, die Empörung noch größer. TERRANUS klärt die Fakten und bringt ein wenig Transparenz in den Rendite-Dschungel.

Das Märchen von zweistelligen Gewinnen auf dem deutschen Pflegemarkt beherrscht die öffentliche Diskussion. Die Verwirrung ist groß, die Empörung noch größer. TERRANUS klärt die Fakten und bringt ein wenig Transparenz in den Rendite-Dschungel.

Stimmungsmache gegen Betreiber und Investoren – so könnte man den aktuellen Rendite-Diskurs in Medien und Politik auch bezeichnen. Von zweistelligen Gewinnen mit Pflegeheimen ist die Rede, wobei die unterschiedlichen Renditekennziffern oft wild durcheinandergeworfen werden. Ob EBIT, EBITDAR, Margen oder Umsatzrenditen – die Diskussion wird hochemotional geführt, mit viel Unkenntnis und ohne genau zu differenzieren.

Betriebs- oder Immobilienrendite: Was ist gemeint?

Eigentlich ganz einfach: das eine erwirtschaftet der Betreiber eines Pflegeheims, das andere der Immobilieneigentümer. „Das zu unterscheiden ist wichtig“, erklärt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu, „denn diese beiden Bereiche sind völlig getrennt voneinander zu betrachten.“ Im bundesdeutschen Durchschnitt liegt die Nettoumsatzrendite eines Pflegeheim-Betreibers, also das Betriebsergebnis bezogen auf den Umsatz nach Abzug von Steuern, Zinsen und Miete bei rund 3 Prozent. Vorausgesetzt alle Parameter stimmen. Ähnlich sieht es bei den Immobilienbesitzern aus: die Nettorendite, bezogen auf das investierte Kapital, liegt derzeit bei etwa 4 Prozent. Von zweistelligen Renditen sind Eigentümer wie Betreiber also weit entfernt.

Brutto oder Netto: Faire Betrachtung tut not

Tauchen in den Schlagzeilen Betriebsergebnisse in Höhe von 15 Prozent auf, werden – mitunter gar vorsätzlich – erhebliche Kosten ausgeblendet. Die Rede ist dann zum Beispiel von der EBITDAR-Marge, die sich auf das Betriebsergebnis vor Abzug von Mieten, Zinsen und Abschreibungen sowie zusätzliche Aufwendungen bezieht. Noch zudem beschreibt diese Kennziffer das Ergebnis vor Steuern. „Wenn in der öffentlichen Diskussion nicht mehr zwischen Brutto und Netto unterschieden wird, kann ich den Ärger von Betreibern und Investoren gut nachvollziehen“, so Markus Bienentreu, „dabei wären ohne den Einsatz von privatem Kapital, in den letzten 20 Jahren rund 70 Prozent der neu geschaffenen Heimplätze gar nicht entstanden.“

Fazit: Öffentliche Generalkritik gegen vermeintliche Gewinnmargen löst das Problem der dringend benötigten Investitionen in den Pflegeheim-Neubau sicher nicht. Die Rückkehr zu einer fairen und differenzierten Betrachtung schon eher.

Mehr zum öffentlichen Rendite-Diskurs im neuen TERRANUS Branchen-Monitor. Jetzt kostenfrei bestellen!

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TERRANUS Branchen-Monitor 2019

Wissen kompakt für Investoren: Warum stagniert der Pflegeheim-Neubau? Wie stark steigt der Bedarf an Pflegeplätzen in Deutschlands Großstädten? Antworten auf die drängendsten Fragen der Branche – jetzt im TERRANUS Branchen-Monitor 2019.

Wissen kompakt für Investoren: Warum stagniert der Pflegeheim-Neubau? Wie stark steigt der Bedarf an Pflegeplätzen in Deutschlands Großstädten? Antworten auf die drängendsten Fragen der Branche – jetzt im TERRANUS Branchen-Monitor 2019.

Die Prognosen sind eindeutig: Stocken die dringend benötigten Investitionen in den Pflegeheim-Neubau weiterhin, laufen Deutschlands Pflegeeinrichtungen voll. Warum es speziell in den Ballungsräumen bald zu erheblichen Versorgungsengpässen kommt, mit welchen Bremsmanövern die Politik agiert und welchen Einfluss die öffentliche Renditediskussion hat, erklärt der neue Branchen-Monitor kompakt auf 19 Seiten.

Fakt ist: der Bedarf an Pflegeplätzen wird das Angebot trotz ergänzender ambulanter Versorgungsstrukturen deutlich übersteigen – und so bleibt der Markt für Pflegeimmobilien auch 2019 ein echter Wachstumsmarkt. TERRANUS beleuchtet aktuelle Trends und liefert relevantes Wissen für Investoren, Banken und Betreiber. Bestellen Sie jetzt den TERRANUS Branchen-Monitor 2019!

Themenschwerpunkt: Bedarfskompass für Deutschland

Die Zeit drängt: In den nächsten 5 bis 20 Jahren wird der Bedarf an Pflegeplätzen alle Kapazitäten sprengen. „Die Bedarfsentwicklung unterscheidet sich dabei deutlich zwischen einzelnen Städten, nicht selten auch zwischen einzelnen Stadtbezirken wie in Berlin“, erläutert TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu. Wie hoch und wo genau der Bedarf in den kommenden Jahren steigt, zeigt der neue TERRANUS Bedarfskompass – zum Start für Hamburg und Berlin und sukzessive für die zehn größten Städte Deutschlands.

Alle Themen auf einen Blick:

  • Wo in Deutschland ist der Bedarf an Pflegeplätzen am höchsten?
  • Warum stagniert der Neubau von Pflegeimmobilien?
  • Welche Renditekennziffer beschreibt eigentlich was?
  • Wie sichern Betreiber auch in Zukunft die Versorgung?

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Digitalisierung? Nur keine Panik!

Die Furcht vor dem Ende der Arbeit geht um: Die Digitalisierung führt zu hoher Arbeitslosigkeit, glauben Mahner. „Eine Transformation mit enormen Chancen“, prognostizieren dagegen Ökonomen. Denn demografischer Wandel und Digitalisierung sind Gegenspieler.

Die Furcht vor dem Ende der Arbeit geht um: Die Digitalisierung führt zu hoher Arbeitslosigkeit, glauben Mahner. „Eine Transformation mit enormen Chancen“, prognostizieren dagegen Ökonomen. Denn demografischer Wandel und Digitalisierung sind Gegenspieler.

Humanoide Roboter, künstliche Intelligenz (KI) und autonome Fahrzeuge – eine kolossale Technologisierungswelle rollt auf uns zu und mit ihr droht enorme Arbeitslosigkeit, malen insbesondere Soziologen schwarz. Zig Millionen Arbeitsplätze entfallen rund um den Globus, 47 Prozent aller Berufe werden perspektivisch von KI und ihren Algorithmen ausgelöscht, so das Angstszenarium.

„Mensch und künstliche Intelligenz eindimensional als Gegensätze zu denken, macht wenig Sinn“, überlegt Carsten Brinkmann, Aufsichtsratsvorsitzender von TERRANUS, „wie in der Vergangenheit verändern neue Technologien unsere Welt gravierend. Das bedeutet jedoch lediglich: Wir werden die Zukunft wieder einmal neu gestalten und uns dabei „intelligenter“ Maschinen bedienen, Probleme und Aufgaben an sie delegieren, und aus diesem Prozess gestärkt hervorgehen. Ein Großteil des Beschäftigungswachstums findet seit 1980 in Berufen statt, die damals gänzlich unbekannt waren.“ Dafür, dass Veränderungen verunsichern sollte jeder Verständnis haben und nicht zugleich „voreingenommen sein“, denn das bringt uns nicht weiter.

Demografie oder Digitalisierung: Welche Entwicklung wirkt sich schneller aus?

Auch Ökonomen wie Jens Südekum, Professor für internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität Düsseldorf, und Gerd Zika vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg unterstreichen die enormen Vorteile der Digitalisierung insbesondere in alternden Gesellschaften wie der deutschen. Denn perspektivisch gehen uns die Arbeitskräfte rascher aus als die Arbeitsplätze, so die Prognosen.

Aktuell existiert in Deutschland ein Erwerbspersonenpotential von rund 45 Millionen Menschen, das über die nächsten Jahrzehnte Schritt für Schritt auf 38 Millionen schrumpfen wird (Zahlen IAB). Diese Abwärtsentwicklung bezieht bereits die Zahl von 200.000 Zuwanderern jährlich, die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit und die längere Lebensarbeitszeit mit ein. Geht ein Großteil der Babyboomer ab 2020 in Rente, wirkt sich der demografische Wandel ohne Digitalisierung in einem erheblichen Arbeitskräftemangel aus. Und so stellen sich Ökonomen und Arbeitsmarktforscher derzeit vor allem die Frage, welche Kraft schneller sein wird: Demografie oder Digitalisierung? In jedem Fall bilden die beiden Gegenspieler – und das ist gut so.

Versorgung 4.0: Den enormen Mangel an Mitarbeitern, Ärzten und Betreuern abfedern

Vielleich werden bis 2035 in einer voll digitalisierten Arbeitswelt rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze (IAB) nicht nachbesetzt, gleichzeitig entstehen neue Tätigkeitsbereiche in etwa gleicher Größenordnung: Der Beruf des Big-Data-Analyst beispielsweise war vor fünf Jahren noch völlig unbekannt.

Die Nachfrage nach qualifizierten Menschen in der IT-Branche, aber vor allem im Bereich in den Gesundheit- und Betreuung wird explodieren. Bereits heute existieren rund 35.000 offene Stellen für Pflegekräfte, die nicht besetzt werden können, Tendenz steigend. Für das Jahr 2030 prognostiziert die Bertelsmann Stiftung eine Lücke von bis zu einer halben Million fehlender Mitarbeiter in der Pflege.

Auch der Bedarf an Ärzten und anderen sozialen Berufen steigt. „Digitalisierung unterstützt uns dabei, diese enorme Demografie-Lücke abzufedern“, erklärt Carsten Brinkmann. „Altersgerechte Assistenzsysteme etwa ermöglichen länger die Selbstständigkeit älterer Menschen in ihren Wohnungen, digitale Technologien in Pflegeheimen erleichtern und übernehmen schwere sowie administrative Tätigkeiten, verbessern die Kommunikation und schaffen moderne, attraktivere Arbeitsplätze.“ Künstliche Intelligenz ersetzt keine Menschen, sondern Aufgaben, sodass mehr Zeit für die Betreuung von Bewohnern und Patienten bleibt.

Zukunftsweisende Aus- und Weiterbildung, Umschulung und Querdenken sind nötig, um die großen Veränderungen zu bewältigen. „Panik vor der Digitalisierung ist völlig fehl am Platz“, ist Carsten Brinkmann sicher, „denn digitale Lösungen bilden einen wichtigen Baustein für die Bewältigung unserer Herausforderungen und des demografischen Wandels.“

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Digitale Pflege: Maschinen als Allheilmittel?

Digitalisierung in der Pflege bietet vielfältige Chancen, verbessert Prozesse und entlastet das Pflegepersonal. Wie man dieses Potenzial nutzen kann, ohne Grenzen zu überschreiten, und warum ethische Standards wichtig sind, erklärt Prof. Helmut Kreidenweis im Interview.

Digitalisierung in der Pflege bietet vielfältige Chancen, verbessert Prozesse und entlastet das Pflegepersonal. Wie man dieses Potenzial nutzen kann, ohne Grenzen zu überschreiten, und warum ethische Standards wichtig sind, erklärt Prof. Helmut Kreidenweis im Interview.

TERRANUS Wissenswert Digitale Pflege Kreidenweis Interview

Obwohl es bis zum Pflegeroboter mit künstlicher Intelligenz noch ein längerer Weg ist, schafft digitale Technik bereits heute Entlastung: Mit Sensoren ausgestattete Assistenzsysteme oder Softwarelösungen für automatisierte Bestellprozesse sowie vernetzte „Smart Home“-Technologien erleichtern den Pflegealltag und sorgen für mehr Sicherheit. Investoren wie Betreiber möchten die neuen digitalen Lösungen möglichst schnell integrieren, um letztlich ein qualitativ hochwertiges Pflegeangebot trotz schwieriger Rahmenbedingungen bieten zu können.

3 Fragen an…

Prof. Helmut Kreidenweis ist Professor für Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und erklärt im Interview, warum Maschinen den Menschen trotz aller Prozessoptimierung nicht ersetzen sollten:

1. Welche Chancen bietet die Digitalisierung in der Pflege?

Der demografische Wandel ist die wohl größte Herausforderung in der Pflege. Einer wachsenden Zahl an Pflegebedürftigen stehen immer weniger Fachkräfte gegenüber. Ein Allheilmittel ist die Digitalisierung dabei zwar nicht, aber die Chancen sind vielfältig: schon durch den konsequenten Einsatz klassischer Informationstechnologie wie professioneller Dokumentations- oder Dienstplan-Software. In Kombination mit daran angedockten Mobil-Apps können so Prozesse enorm verbessert und die Pflegekräfte wirksam entlastet werden. Da ist in den meisten Einrichtungen noch viel Luft nach oben.

2. In welchem Ausmaß ist digitale Pflege überhaupt wünschenswert?

Wenn von Pflege und Digitalisierung die Rede ist, wird oft im gleichen Atemzug von „Entmenschlichung der Pflege“ gesprochen. Natürlich müssen wir ethische Fragen diskutieren. Doch wir sollten auch lernen, besser hinzuhören, was Betroffene selbst möchten. Aktuelle Umfragen zeigen, dass 84 Prozent der Bevölkerung digitale Lösungen für sinnvoll halten, um Pflegenden die Arbeit zu erleichtern. Und 76 Prozent befürworten den Einsatz von Robotern, die Pflegebedürftige unterstützen.

Wir müssen aber auch die Ängste vor neuen Technologien ernst nehmen und die Menschen – Betroffene wie Pflegekräfte – behutsam bei der Technikeinführung begleiten. Und klar ist auch: Menschen, besonders wenn sie kognitiv oder physisch beeinträchtigt sind, brauchen menschlichen Kontakt auf allen Sinnesebenen. Maschinen sollen Menschen nicht ersetzen. Dieser Punkt darf nie zur Frage des Geldbeutels werden. Darauf müssen wir sehr achten.

3. Gibt es weitere Grenzen beim Einsatz digitaler Technik?

Grenzen gibt es immer dann, wenn die Betroffenen nicht mehr entscheiden oder unterscheiden können. Das Entscheiden betrifft etwa die Frage, ob ich lieber von einem Roboter oder einem Menschen im Intimbereich gewaschen werden möchte. Beim Unterscheiden geht es darum, dass ich in kommunikativen Situationen immer wissen muss, ob ich es mit einem Menschen oder einem Dialogsystem auf Basis künstlicher Intelligenz zu tun habe. Schwierig wird es natürlich, wenn die Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit etwa durch Demenz stark eingeschränkt ist. Hier müssen wir uns reflektiert vortasten und neue fachlich-ethische Standards entwickeln.

 

Lesen Sie das Interview in voller Länge im TERRANUS Pflegereport 2018!

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Grenzen für Mietindexierung

Enge Limits: Bei Mietverhandlungen für Pflegeheime sitzt neben Vermieter und Betreiber stets auch der Gesetzgeber mit am Tisch. Denn über die Investitionskosten beschränkt er de facto die Refinanzierung von Indexierungsregeln – und das mitunter selbst für bestehende Verträge.

Enge Limits: Bei Mietverhandlungen für Pflegeheime sitzt neben Vermieter und Betreiber stets auch der Gesetzgeber mit am Tisch. Denn über die Investitionsfolgekosten beschränkt er de facto die Refinanzierung von Indexregelungen – und das mitunter selbst für bestehende Verträge.

TERRANUS Wissenswert Mietverhandlung

Verhandlungsfreiheit zwischen Investoren und Betreibern sieht anders aus. Betrifft es die Indexregelungen von Pflegeheim-Mietverträgen setzt der Gesetzgeber den Vertragspartnern für die Refinanzierung enge Grenzen.

Je nach Bundesland und dem jeweils geltenden Landesheimgesetz führen mietvertraglich vereinbarte Indexregelungen keineswegs zu einer Refinanzierung über die Investitionsfolgekosten, mitunter schließt dies selbst Mietverträge vor Inkrafttreten der neuen Gesetze ein. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise sieht die entsprechende Durchführungsordnung (APG DVO, seit 11/2014) vor, dass selbst Indexregelungen, die vor Inkrafttreten der APG DVO entsprechend den Vorgaben der alten Verordnung vereinbart wurden, keinen Bestandschutz genießen.

Wurden vor rund 20 Jahren noch Mietindexierungen für Pflegeheime mit Mietsteigerungen vereinbart, die sich meist zu 100 Prozent am Verbraucherpreisindex orientierten, fallen diese inzwischen deutschlandweit deutlich geringer aus. Die Indexsteigerung wird häufig nur noch zu 65 bis 70 Prozent weitergegeben und das auch erst nach Überschreitung eines Schwellenwertes. Bei einer Indexregelung von 10 und zu 65 Prozent bedeutet das: Erst wenn der Verbraucherindex (VPI) um 10 Prozent steigt, wird die Miete angepasst – und das auch nur um 65 Prozent der VPI-Steigerung. Bei einer Veränderung des VPI um 10 Prozent würde die Miete dann um 6,5 Prozent angepasst.

Querfinanzierung untersagt: Miete lediglich aus Investitionskosten zu refinanzieren

Der Grund für diesen Wandel liegt nicht zuletzt in der genehmigungsfähigen Höhe der Investitionskosten, deren Entwicklung inzwischen weit hinter die der allgemeinen Verbraucherpreise zurückfällt, wie der TERRANUS Investitionskostenindex deutschlandweit und für alle 16 Bundesländer detailliert belegt. Dabei bezeichnen die Investitionskosten jenen Bestandteil der Pflegeheimfinanzierung, mit dem ausschließlich die Kosten für das Gebäude und das Inventar refinanziert werden. Wird also eine Einrichtung im Mietmodell betrieben, bestehen die Investitionskosten aus Miete oder Pacht, Instandhaltung und -setzung sowie Erstbeschaffung für Immobilie und Mobilien.

Noch zudem gebietet das Querfinanzierungsverbot (§ 82 SBG XI), dass die Miete ausschließlich aus diesen Investitionskosten zu decken sei, andere Bestandteile des Pflegesatzes wie etwa Pflegevergütung, Unterkunft und Verpflegung dürfen nicht zur Finanzierung hinzugezogen werden. Das Dilemma für Betreiber wie Investoren: Fällt der Investitionskostenindex dauerhaft hinter die anderen Indizes zurück, koppelt sich die Miete für Pflegeheime von der Entwicklung der allgemeinen Verbraucherpreise und Wohnungsmieten ab. Das Resultat dieser Politik: Der Vermieter besteht auf einer vertraglich vereinbarten Mietanpassung, die sich zu 100 Prozent nach dem Verbraucherpreisindex richtet. Das aber führt zumindest mittelfristig zu einem Overrent, wenn die vereinbarte Miete peu á peu immer deutlicher oberhalb der Einnahmen aus den Investitionsfolgekosten liegt.

Bei Neuverhandlungen zur Verlängerung: Hohe Indexierungen werden verweigert

Eine solche Overrent-Situation ist insbesondere bei den Neuverhandlungen der vor 20 Jahren abgeschlossenen Mietverträge zu beobachten. „Den hohen Indexierungen von damals können wir vor dem Hintergrund der unterproportional steigenden Investitionsfolgekosten nicht mehr zustimmen“, sagt etwa Horst Molenaar, einer der Geschäftsführer der Johanniter Seniorenhäuser GmbH, die 94 Pflegeeinrichtungen in ganz Deutschland betreibt. So erfolgen Mietvertragsverlängerungen häufig unter für den Investor negativen Vorzeichen – niedrigere Mieten und geringere Mietsteigerungen machen derartige Investments nicht interessanter.

Denn während einerseits die Investitionskosten und damit die refinanzierbaren Mieten für Pflegeheime nur mäßig steigen, findet andererseits eine Kostenexplosion statt. Stark steigende Grundstückskosten, neue Energiestandards wie die Energieeinsparverordnung (EnEV) und strengere Brandschutzvorgaben sorgen für kontinuierlich kletternde Bauwerkskosten. Hinzu kommt ein erhöhter Flächenverbrauch bei Pflegeheimen aufgrund der Vorgaben der Landesheimgesetze wie z.B. Mindestgrößen bei Zimmern und Aufenthaltsbereichen.

Die Konsequenz: „Bereits heute lässt sich im Vergleich zum enorm wachsenden Bedarf von einer Stagnation des Neubaus sprechen“, erklärt Markus Bienentreu, Geschäftsführer der TERRANUS GmbH, „unter anderem eine Folge der zu geringen Investitionsfolgekosten. Bezieht man den erheblichen Ersatz- und Modernisierungsbedarf für die vielen älteren Bestandsimmobilien mit ein, zeichnet sich ein dramatisches Bild. Absurderweise steht genügend privates Kapital zur Verfügung, das derzeit vom stark reglementierten Markt ausgebremst wird.“

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Neu aufgelegt: Wissen um Werte

Diffizile Frage für Investoren, Banken und Wirtschaftsprüfer: Was ist eine Spezialimmobilie wert? Kriterien für eine solide Einschätzung von Pflegeimmobilien liefern Carsten Brinkmann und Markus Bienentreu jetzt aktualisiert im Standardwerk „Bewertung von Spezialimmobilien“.

Diffizile Frage für Investoren, Banken und Wirtschaftsprüfer: Was ist eine Spezialimmobilie wert? Kriterien für eine solide Einschätzung liefern Carsten Brinkmann und Markus Bienentreu jetzt im aktualisierten Standardwerk „Bewertung von Spezialimmobilien“.

Ob Industriegebäude, Freizeitimmobilie oder Pflegeheim: Spezialimmobilien erfordern in der täglichen Bewertungspraxis eine differenzierte Methodik und viel Wissen rund um Marktdaten, Risikopotenziale und legislative Rahmenbedingungen. Denn wer unreflektiert Methoden für gängige Immobiliengattungen wie Einfamilienhäuser oder Bürogebäude auf eine Spezialimmobilie anwendet, ermittelt zwangsläufig falsche Bewertungsresultate.

Welche Parameter für die Bewertung von Seniorenwohn- und Pflegeimmobilien wesentlich sind, erläutern Carsten Brinkmann, TERRANUS Aufsichtsratsvorsitzender, und Markus Bienentreu, Geschäftsführer der TERRANUS  GmbH, in ihrem Beitrag zu „Bewertung von Spezialimmobilien: Risiken, Benchmarks und Methoden.“ Das rund 1.000 Seiten starke, von Dr. Sven Bienert und Klaus Wagner herausgegebene Standardwerk, erscheint derzeit in der zweiten, aktualisierten Ausgabe im Springer Gabler Verlag. Es behandelt in 35 Einzelbeiträgen sämtliche wirtschaftlichen wie rechtlichen Aspekte der Bewertung verschiedener Immobiliengattungen.

In ihrem 30 Seiten umfassenden Beitrag unterscheiden die Autoren Carsten Brinkmann und Markus Bienentreu deutlich die einzelnen Arten von Seniorenimmobilien. Werden die notwendigen baulichen Anpassungen einkalkuliert, erfolgt die Bewertung beispielsweise von Altenwohnungen und Betreutem Wohnen analog zum Wohnungsbau.

Landesspezifische Heimgesetzgebung: Neuauflage berücksichtigt legislative Entwicklung

Ganz anders sieht dies bei Pflegeheimen aus. Denn zu den ohnehin zahlreichen Parametern gesellen sich nun auch noch neue legislative Vorgaben aus nicht weniger als 16 Landesheimgesetzen samt Verordnungen. Das bedeutet konkret: Neben der Ableitung des marktüblichen Ertrags aus den Investitionsfolgekosten am Pflegesatz beeinflussen auch vorgeschriebene Einbettzimmerquoten, Mindestgrößen von Gemeinschaftsflächen oder maximale Wohnbereichsgrößen diesen wesentlich. Das macht eine solide Wertermittlung für Investoren, Kapital gebende Banken, Wirtschaftsprüfer und Sachverständige noch komplizierter.

Weiteren Klärungsbedarf werfen die Fragen auf, was in welchem Bundesland unter Bestandsschutz fällt, für welche Anpassungen es Ausnahmeregeln gibt oder wie die Fristen im Einzelnen aussehen. „Im Klartext: Die Vorgaben der neueren landesspezifischen Heimgesetzgebung wirken sich gravierend auf den Wert einer Pflegeimmobilie aus und müssen zwingend berücksichtigt werden“, erklärt Bienentreu, „denn die Zukunftsfähigkeit eines Pflegeheims kann aufgrund etwa des rechtlich vorgegebenen Abbaus von Mehrbettzimmern gefährdet sein, weil sich ein Umbau einfach nicht rechnet.“ Je nach Bundesland stellt sich zudem die Frage nach dem Refinanzierungsmodell, das der Investitionskostenberechnung zu Grunde liegt. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise unterscheidet sich der marktübliche Ertrag im Eigentums- deutlich von dem im Mietmodell.

„Streng zu trennen ist bei Pflegeeinrichtungen jedoch in jedem Fall zwischen Immobilien- und Unternehmensbewertung“, erklären die Autoren, „Unternehmensgewinne sind strikt aus der Immobilienwertung auszuklammern. Nur wenn der Betrieb einen ausreichenden Gewinn abwirft, kann der Betreiber die Einrichtung nachhaltig führen, was auch den Wert der Immobilie auf lange Zeit sichert.“ Eines macht der Beitrag in jedem Fall deutlich: Möchten Investoren nicht im Trüben fischen und exakt wissen, was die jeweilige Pflegeimmobilie wert ist, führt kein Weg an einer komplexen Analyse vorbei. „Neben der Expertise bedarf es dazu auch der digitalen Auswertung und Verknüpfung zehntausender Daten“, sagt Bienentreu, „wie es unsere TERRANUS Analysetools gewährleisten. Die Interpretation dieser breiten Faktenauswertung erlaubt dann eine verlässliche Bewertung und damit eine sichere Investitionsentscheidung.“

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Markus Bienentreu               Carsten Brinkmann
markus.bienentreu@terranus.de       board@terranus.de